Praemium Imperiale vergeben  |  | Praemium Imperiale 2023 für Vija Celmins | |
Die Gewinner*innen des diesjährigen Praemium Imperiale stehen fest. Der mit jeweils 15 Millionen Yen, derzeit rund 100.000 Euro, dotierte „Nobelpreis der Künste“ der Japan Art Association geht heuer an Vija Celmins, Olafur Eliasson, Diébédo Francis Kéré, Wynton Marsalis und Robert Wilson. Zwei der Preisträger leben in Berlin: Der Installationskünstler und Umweltaktivist Olafur Eliasson, der mit Hilfe von Naturphänomenen wie Luft, Licht, Nebel, Wasser oder Eis temporäre Skulpturen und Werke im öffentlichen Raum schafft, wird in der Sparte „Skulptur“ geehrt, Diébédo Francis Kéré, der in seinen Gebäuden moderne Formfindungen mit traditionellen afrikanischen Ideen verbindet, in der Kategorie „Architektur“.
Für Eliasson spreche, dass er in künstlichen Szenerien Irritation und Reflexion erzeugt, so etwa mit der Installation „Ice Watch“, deren Eisblöcke aus Grönland vor den Augen der Betrachter schmelzen, heißt es in der Begründung zur Preisvergabe. Der 1967 in Kopenhagen geborene Künstler entwerfe in seinem Berliner Studio auch globale Sozialprojekte, darunter die Entwicklung der solarbetriebenen Leuchte „Little Sun“, die Menschen in Afrika und Asien unterstützt.
Diébédo Francis Kéré, der im vergangenen Jahr als erster Architekt aus Afrika den renommierten Pritzker Prize entgegennahm, kam in Burkina Faso zur Welt, zum Studium nach Deutschland und gründete danach sein Architekturbüro in Berlin. In seinen Arbeiten zwischen afrikanischen und westlich-modernen Traditionen setzt er auf eine ressourcenschonende Bauweise und nimmt die Bedürfnisse der Menschen in den Blick, genauso wie die ökologischen und klimatischen Besonderheiten des Ortes. 2009 wurde Kéré durch das mit Regisseur Christoph Schlingensief entwickelte Operndorf in Burkina Faso bekannt.
Die anderen drei Geehrten stammen aus den USA. Vija Celmins, die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im lettischen Riga geboren wurde und seit 1948 in den Vereinigten Staaten lebt, wird als Malerin ausgezeichnet. In ihren Bildern thematisiert sie Elemente der Welt und Natur, etwa Ozeane, Nachthimmel, Wüsten oder Spinnennetze. In der Begründung heißt es: „Ihre Werke nehmen den Betrachter in ihrer akribischen Darstellungsweise gefangen und ziehen ihn in eine unbegreifliche Weite von großer Subtilität und Schönheit.“
In der Sektion „Musik“ geht der Paemium Imperiale an den Jazztrompeter Wynton Marsalis, der auch als preisgekrönter Komponist und Vordenker der Musikpädagogik agiert. Seine Leidenschaft gelte der Musik in all ihren Formen, doch am berühmtesten sei er wohl für sein Engagement für den Jazz und dessen Rezeption und Anerkennung als größte ursprüngliche Kunstform Amerikas, die der klassischen westlichen Musik in nichts nachstehe.
Als vielbegabter Regisseur, Autor, Choreograf, Lichtdesigner, Bühnenbildner, Video- und Installationskünstler erhält Robert Wilson die Auszeichnung in der Kategorie „Theater/Film“. Im Laufe der letzten Jahrzehnte habe der Universalkünstler einige der wichtigsten Theaterwerke unserer Zeit geschaffen, teilte die Japan Art Association mit. Mit Bewegung und Tanz, Lichtkunst, Wort und Musik seien sie stets von hoher Ästhetik, Emotionalität und Originalität. Mit seinen atemberaubenden Bühnenbildern, fesselnden Lichtinszenierungen und radikalen Choreografien schaffe Wilson Kunsträume, in denen das Publikum Zeit und Raum neu erfahre.
Außerdem hat die Japan Art Association den „Grant For Young Artists“ vergeben. Diesen mit 5 Millionen Yen, derzeit rund 32.000 Euro, verbundenen Nachwuchspreis teilen sich in diesem Jahr die Harlem School of the Arts und das Rural Studio aus den USA. An der Harlem School of the Arts in New York werden seit fast sechs Jahrzehnten junge Menschen, vorwiegend Afroamerikaner und Latinos, zwischen zwei und achtzehn Jahren interdisziplinär in Musik, Tanz, Theater und bildender Kunst von professionellen Pädagogen und Künstlern unterrichtet und ihnen damit eine persönliche Entwicklung und künstlerische Horizonterweiterung geboten. Das Rural Studio ist ein Programm der Auburn University im US-Bundesstaat Alabama, das sich auf Bauvorhaben im ländlichen Raum konzentriert. Bis heute wurden hier über 1.200 Studenten geschult, die rund 220 Projekte entworfen und gebaut haben. Ziel ist es, die täglichen wirtschaftlichen Herausforderungen des Lebens zu kennen und daraus eine durchdachte, sozial verantwortliche, energieeffiziente und bezahlbare Architektur zu formen. |