La Chola Poblete im Berliner Palais Populaire  |  | in der Ausstellung „La Chola Poblete: Guaymallén“ | |
La Chola Poblete ist von der Deutschen Bank zum diesjährigen „Artist of the Year“ gekürt worden. Nun ist die non-binäre argentinische Künstlerin mit einer Einzelausstellung im Berliner Palais Populaire zu sehen. Als bildende Künstlerin, Performerin und Aktivistin für LGBTQ+-Rechte thematisiert sie in ihrem multimedialen Werk die Folgen der Inquisition, der Kolonialisierung und des globalen Kapitalismus. Dabei sucht sie nach neuen Formen von Gemeinschaft, Erinnerung und Widerstand. „Mit ihren sehr persönlichen, teils schonungslosen und zugleich mutigen Arbeiten entwickelt La Chola Poblete einen ganz eigenen künstlerischen Kosmos, der uns alle unmittelbar berührt und dabei neue Perspektiven auf die Gegenwart eröffnet“, erklärt Britta Färber, Leiterin des internationalen Kunst- und Kulturprogramms der Deutschen Bank und Kuratorin der Ausstellung.
Zentrales Element der Schau ist ein rot leuchtender Raum, dessen Wand mit Graffitis tanzender Figuren, schemenartigen Gesichtern und dem Schriftzug „Guaymallén“ überzogen ist. Auf dem Boden verweisen archaisch anmutende Zeichnungen auf die Nazca-Linien der Inkas. In La Chola Poblete jüngsten großformatigen Aquarellen finden sich hybride Wesen und Symbole aus unterschiedlichen Kontexten wieder. Vielfach wird hier die Figur der Jungfrau thematisiert, die in der christlichen wie auch der indigenen Tradition eine wesentliche Rolle spielt. So sind auch zwei weitere aus Brotteig gebackene Versionen dieser ambivalenten Gestalt in Kabinetten zu sehen, die an Kapellen erinnern. La Chola Poblete erzählt von Märtyrerinnen und göttlichem Handeln, aber aus einer Haltung der Selbstermächtigung, Heilung und subversiven Aneignung heraus.
La Chola Poblete wurde 1989 in Guaymallén in der Provinz Mendoza, einer Gemeinde im Nordwesten Argentiniens, am Fuße der Anden geboren. Die gleichnamige Ausstellung ist eine Hommage an ihre Wurzeln, an ihre Jugend als nichtbinärer indigener Teenager. Zugleich nutzt La Chola Poblete ihre Biografie als Folie, um sich mit der brutalen Auslöschung und Stereotypisierung indigener Völker und Kulturen durch Kolonialmächte, hegemoniale Herrschaftsstrukturen und christliche Religionen zu beschäftigen. Dabei thematisiert die Künstlerin, die auch Mitglied des Kollektivs Comparsa Drag ist, die historischen Rollen von Frauen, Transvestiten und Transsexuellen – alles Formen einer Weiblichkeit, die in religiösen und patriarchalen Machtstrukturen verfolgt oder geächtet werden.
Die Schau „La Chola Poblete: Guaymallén“ läuft vom 8. September bis zum 5. Februar 2024. Das Palais Populaire hat täglich außer dienstags von 11 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Palais Populaire
Unter den Linden 5
D-10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 20 20 930 |