Tiemann-Preis fürs Museum Folkwang und Armin Boehm  |  | Armin Boehm, Monetozän, 2017 | |
Der erstmals vergebene Tiemann-Preis geht an das Museum Folkwang in Essen. Mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro wird das Museum nun eine Werkgruppe von Armin Boehm ankaufen, mit der sich das Haus um die Auszeichnung beworben hat. Die Jury überzeugte der Wunsch, vier Arbeiten des 1972 geborenen, in Berlin lebenden Malers in seine Sammlung aufzunehmen. Mit seinen Gesellschaftsallegorien greift Boehm das sozialkritische Genre auf, das Künstler wie Max Beckmann, George Grosz, Otto Dix und andere Künstler des Verismus in den 1920er und 1930er Jahren maßgeblich geprägt haben. Laut Museumsdirektor Peter Gorschlüter korrespondiere Boehms vierteilige Gruppe, in deren Zentrum das großformatige Bild „Monetozän“ von 2017 – eine Allegorie auf das aktuelle globalisierte, turbokapitalistische Zeitalter – steht, durch ihren zeitkritischen Ansatz hervorragend mit den Folkwang-Werken des Expressionismus und finde auch in weiteren zentralen künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts sowie der Gegenwartskunst im Museum eindrucksvoll Widerhall.
„Boehm widmet sich in seinen Bildern den Konflikten und Verwerfungen aktueller (westlicher) Gesellschaften, wobei er insbesondere die Macht der Sozialen Medien thematisiert. Sujets von Memes, Hassbildern und aktivistischen Bildformaten überträgt er in eine mit textilen Elementen angereicherte Ölmalerei, verbindet sie dabei ebenso virtuos wie provokant und liefert so ein Panoptikum an Motiven politischer Ideologisierung und Radikalisierung. Apokalyptische Ängste und Nachtgedanken prägen die Stimmung von Boehms Bildern nicht anders als die seiner Vorbilder aus dem letzten Jahrhundert“, heißt es in der Begründung der fünfköpfigen Fachjury. Da das Museum Folkwang seine Sammlung nicht mehr chronologisch, sondern nach Themen präsentiert, werden Boehms Werke in direkter Nachbarschaft zu den verwandten Exponaten des 20. Jahrhunderts hängen.
Der Tiemann-Preis will durch Ankäufe die Sammlungen zeitgenössischer Malerei in deutschen Museen und Kunstinstitutionen erweitern. Dafür stellt die 2018 gegründete Ingeborg und Dr. H. Jürgen Tiemann-Stiftung aus Berlin jährlich 50.000 Euro zur Verfügung. „Wir engagieren uns mit großer persönlicher Begeisterung, um aktuelle Kunst zu fördern und für alle Menschen im Rahmen von Ausstellungen und Museumsbesuchen zugänglich zu machen. Wo öffentliche Mittel begrenzt sind, unterstützen wir Institutionen, ihre Sammlungen mit wegweisenden Ankäufen zu erweitern“, erklärte das Stifterpaar Ingeborg und Jürgen Tiemann. |