 |  | Die Liste Art Fair Basel präsentiert sich wieder als weitläufige Entdeckermesse | |
Seit mittlerweile 28 Jahren hat sich die Liste Art Fair Basel als feste Größe etabliert. Seit ihrer Gründung stellt sie so etwas wie den Prototypen aller Satellitenmessen neben der großen Art Basel dar und schafft es immer wieder, wichtige junge Galerien mit aufstrebenden Künstler*innen an sich zu binden. Auch wenn viele der treuen Liste-Besucher*innen es bedauern, dass die Veranstaltung nunmehr schon im dritten Jahr nicht mehr in den sympathisch schrammeligen Räumen der ehemaligen Warteck-Brauerei stattfindet sondern in der eher nüchtern-zweckdienlichen Halle 1.1 der Messe Basel, hat sie doch an Anziehungskraft nicht eingebüßt. In diesem Jahr waren 88 Galerien aus 35 Ländern zu Gast. „Wir haben es auf der Liste Art Fair Basel 2023 mit einer scharf beobachtenden Generation von Künstler*innen zu tun, die immer öfters zeitbasierte Medien wie Video, Sound, Geruch und Performance einsetzt, um gesellschaftspolitische Statements zu setzen“, sagt Liste-Direktorin Joanna Kamm. „Die Kunst wird wieder politischer.“
In einer von dem belgischen Architekturbüro Office Kersten Geers David Van Severen in Zusammenarbeit mit Richard Venlet entworfenen, kreisförmigen und daher weitgehend hierarchielosen Messearchitektur zeigten die Galerien überwiegend Solopräsentationen ihrer Künstler*innen, so auch die Wiener Galerie Sophie Tappeiner. Sie hatte aktuelle Arbeiten der 1987 in Washington D.C. geborenen Amerikanerin Jasmine Gregory mit nach Basel gebracht. Die in Zürich lebende Künstlerin stellt in ihren Gemälden und Skulpturen Bezüge zur Kunstgeschichte und zur Werbung her. So verwendet Gregory beispielsweise Puzzleteile mit Jackson Pollock-Motiven, wie man sie in Museumsshops findet, oder zitiert auf eine vermögende Klientel abzielende Werbeslogans von Großbanken und ironisiert damit die Mechanismen von Markt und Kapital.
Die Münchner Galerie Sperling wiederum hatte eine Soloschau der 1981 in München geborenen Deutschen Anna McCarthy eingerichtet. Im Mittelpunkt der Präsentation standen auf die Rückwand der Koje tapezierte Bilder eines Seifenspenders, den die Künstlerin auf einer Bergtour entdeckt hat. Die starken Verunreinigungen der rosafarbenen Seifenflüssigkeit unter anderem mit ertrunkenen Insekten konterkarieren das Versprechen auf Sauberkeit und Hygiene. Der weibliche Körper und pflanzliche Elemente, aber auch Anspielungen auf niedere Lebewesen wie Austern und Würmer amalgamiert Anna McCarthy zu hybriden Werken, in denen gattungsübergreifende alternative Lebensformen zum Vorschein kommen. Neben großformatigen Vinylpanels, die sie quasi als Leinwandersatz nutzt, hatte Anna McCarthy auch einige Wandobjekte aus glasierter Keramik installiert - insgesamt ein eher dystopisches Werk, das aber durch humorvolle Elemente wieder aufgelockert wird.
„In den letzten Jahren schienen die Künstler*innen von einem nach innen gerichteten Blick auszugehen, doch in diesem Jahr ist eine Umkehrung des Blicks nach außen festzustellen“, führte Joanna Kamm weiter aus und machte auf die immersiven Installationen, Videos, KI und computergenerierten Bildern sowie die pointierten malerischen und fotografischen Positionen der Äthiopierin Merikokeb Berhanu beim Neuaussteller Addis Fine Art aus Addis Abeba, des Norwegers Mickael Marman bei Damien & The Love Guru aus Brüssel, des in Rom lebenden Simon S. Belleau bei Parc Offsite von Eli Kerr aus Montreal oder der Chinesin Tant Yunshu Zhong bei Tabula Rasa aus Peking aufmerksam. Die Künstler*innen setzten auf die Vielfalt in der Welt, die sie aus verschiedenen Perspektiven, unter verschiedenen Bedingungen und an verschiedenen Orten erleben. Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt für viele eine wichtige Rolle. So legte Guillaume Dénervaud bei der Galerie Bel Ami aus Los Angeles seine utopischen malerischen Fiktionen vor, um der Zerstörung der Erde neue Ökosysteme gegenüberzustellen, und Sasaoka Yuriko ließ bei PHD Group aus Hongkong „Dämonen der Naturkatastrophen“ Yogaübungen durchführen, um die Welt zu heilen. |